Kia will Platz drei der größten Autokonzerne erreichen
Kia Deutschland hat hohe Ziele und sie wollen sich mehr den gewerblichen Geschäften zuwenden. “Wir wollen 2016 mehr als 10.000 Autos in Deutschland verkaufen”, sagte der Geschäftsführer von Kia Motors Deutschland, Martin van Vugt, im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Zurzeit hat Kia einen Marktanteil von cirka einem Prozent in Deutschland und ist somit ein kleiner Wettbewerber. Weltweit sieht das anders aus. Durch den Verbund mit Hyundai ist Kia weltweit gesehen einer von den ganz großen. “Wir sind jetzt schon der viertgrößte Autokonzern weltweit”, sagte van Vugt, “und ich schließe nicht aus, dass wir innerhalb der nächsten drei Jahre zum drittgrößten Anbieter werden.”
Das ist auch der Grund warum Van Vugt die aussage von Volkswagen nicht verwundert, dass VW die Koreaner als einen der gefährlichsten Angreifer identifiziert hat. Ähnlich wie beim Wolfsburger Konzern nutzen die beiden koreanischen Marken gemeinsame Plattformen, kaufen zusammen ein und bündeln Forschung und Entwicklung. Das weltweite Wachstum kommt wie für die deutschen Hersteller auch bei den Koreanern derzeit vornehmlich aus den Schwellenländern, allen voran China. Trotzdem kommt Deutschland nach Meinung von van Vugt die Rolle eines Schlüsselmarktes zu: “Hier gibt es die höchsten Anforderungen an Technologie, Design und Markenakzeptanz.”
Um auch die Wachstumspläne in Deutschland zu verwirklichen, will sich Kia künftig mehr den gewerblichen Kunden zuwenden. “Da liegt für uns eine Riesenchance”, sagte der 56-jährige Holländer, der seit Anfang Februar 2011 das operative Geschäft von Kia in Deutschland leitet. Bislang hätten sich die Koreaner in diesem Bereich noch wenig engagiert, “auch weil unsere Marke nicht die Ausstrahlung hatte, um sich überzeugend darzustellen”, räumte der Manager ein.
Den Wandel leitete Kia mit der Verpflichtung des früheren Chefdesigners des VW-Konzerns, Peter Schreyer, im September 2006 ein. “Kia bekommt mehr und mehr ein eigenes Gesicht, sehr emotional mit einer Spur koreanischer Würze”, beschreibt van Vugt die neue Designlinie. Zwar sei der Einstiegspreis der Fahrzeuge nach wie vor wichtig, um Kunden zu gewinnen, daneben setze die Marke aber zunehmend auf Design, Verarbeitungsqualität und moderne Technologien.
Nach Angaben von van Vugt verfügt Kia über alternative Antriebstechnologien, wie Elektro, Wasserstoff oder Flüssiggas. “Aber wir werden sie in den Markt einführen, wenn es wirtschaftlich sinnvoll ist.” Ohne staatliche Anreize seien die Endverbraucher jenseits der kleinen Gruppe Technologiebegeisterter nicht bereit, den hohen Preis für batteriebetriebene Fahrzeuge zu bezahlen. Ein Hybridmodell, bei dem Verbrennungs- mit Elektromotor kombiniert werden, werde schon seit zwei Jahren in Korea verkauft. “Wenn es sich wirtschaftlich rechnet, bringen wir im nächsten Jahr den Optima Hybrid nach Deutschland”, sagte van Vugt.
Den bisherigen Verkaufsrekord erzielte Kia in Deutschland im Jahr der Abwrackprämie 2009 mit gut 55.000 Wagen. Den Rückgang um 34 Prozent im Jahr darauf will van Vugt nicht als Absturz sehen. “Wir haben in einem allgemein stark rückläufigen Markt unseren Marktanteil behalten”, sagte der Manager. 60 Prozent der in Deutschland verkauften Wagen des Herstellers kommen aus europäischer Produktion, der Rest wird aus Korea geliefert.
Weiterer Schwerpunkt der Wachstumsoffensive ist die Kundenzufriedenheit. Hier will sich Kia innerhalb der nächsten fünf Jahre von Rang 16 unter die ersten fünf in Deutschland vorarbeiten – ungeachtet der starken einheimischen Konkurrenz. “Das hat sehr viel mit der Wahrnehmung zu tun”, erläuterte van Vugt, der früher schon für Mitsubishi, Volvo und Rover gearbeitet hat. “Die Qualität unserer Fahrzeuge ist jetzt schon da, nun kommt es noch darauf an, die emotionale Bindung an die Marke zu stärken.” In Deutschland bietet Kia eine siebenjährige Herstellergarantie an. “Die Produkte sind unsere Rohdiamanten, die wir jetzt schleifen und aufpolieren müssen.”